Die Kirche feiert am 19. März das Fest S. Ioseph, Sponsi BMV, Confessoris et Ecclesiæ universalis Patroni (Fest des hl. Joseph, des Bräutigams der Seligen Jungfrau, Bekenners und Patrons der universalen Kirche). Was im Messbuch von 1962 unter diesen drei Titeln als ein einziges Fest gefeiert wird, waren zuvor zwei getrennte Feste mit unterschiedlichem Festinhalt.
Bereits im Trienter Messbuch, das 1570 vom hl. Papst Pius V. herausgegeben wurde, ist der 19. März ein Festtag des Ziehvaters Jesu Christi, unter dem schlichten Titel „S. Joseph, Confessoris“ (Fest des hl. Joseph, Bekenners). Es wurde jedoch schon lange Zeit zuvor in Rom und an anderen Orten gefeiert. Die Messe Justus ut palma (Introitus) gleicht in mehreren Punkten der Commune-Messe von Bekennern, mit einigen Eigenheiten für Joseph. Sie ist dieselbe Messe, die auch heute an diesem Tag gefeiert wird, nun aber unter einem längeren Titel.
Doch ehrte die Kirche den großen Patriarchen in der Vergangenheit noch mit einem weiteren Fest, dessen Verlust durch den bloßen Titel über dem allgemeinen Josephsformular nicht aufgefangen wird. Die Rede ist vom eigenen Fest des hl. Joseph als Schutzpatron der universalen Kirche. Seine Ursprünge hat dieses Fest unter anderem bei der hl. Theresia von Avila und im Karmelitenorden, der sich durch sie in besonderer Weise unter das Patronat Sankt Josephs stellte. Es wurde aber auch von vielen Diözesen und anderen Orden gefeiert, ohne jedoch im Römischen Generalkalender für die ganze Kirche vorgeschrieben zu sein, und trug den Titel Patrocinii S. Joseph (des Patronates des hl. Joseph). Es wurde ursprünglich am 3. Sonntag nach Ostern gefeiert.
Das Messformular hatte als Introitus Adjutor et protector noster (Ps 32, 20-21; 79, 2) und zog in seinen Texten, besonders der Lesung (Gen 49, 22-26), eindrucksvolle Parallelen zwischen Joseph, dem Patriarchen des Alten Testamentes, und Joseph, dem des Neuen. Der Text gibt den Segen Jakobs über seinen Sohn Joseph wieder, der ihn als starken Baum und Verteidiger gegen alle Angriffe darstellt. Das Evangelium ist von der Taufe Jesu (Lk 3, 21-23) und endet mit den Worten … filius Joseph. Auch die anderen Texte stellen uns den hl. Joseph als mächtigen Schutzherrn vor.
Am 10. September 1847 ließ der sel. Papst Pius IX. das Fest per Dekret auf die ganze Kirche ausdehnen und behielt den Termin des 3. Sonntags nach Ostern bei. 1870 erklärte er – denn er war selbst ein großer Verehrer des hl. Joseph – ihn zum Schutzpatron der Universalkirche. Nachdem der hl. Papst Pius X. mit dem Motu proprio Divino afflatu 1911 die Rubriken des Breviers und des Messbuchs reformierte, wurde das Fest auf den Mittwoch der zweiten Woche nach der Osteroktav verlegt und erhielt eine eigene Oktav (octava communis).
Im Jahre 1955, welches in vielerlei Hinsicht tiefgreifende Auswirkungen auf die Liturgie hatte, die wir heute noch spüren, schaffte Papst Pius XII. das eigene Patronatsfest Josephs (d.h. die Messe Adjutor) ab und behielt nur den allgemeinen Josephstag am 19. März mit seinem alten Formular Justus ut palma bei. Stattdessen führte er, in einem erfolglosen Versuch dem erstarkenden kommunistischen Arbeitergedanken etwas entgegenzusetzen, das völlig neue und unbekannte Fest S. Joseph Opificis (Hl. Joseph der Arbeiter) ein, dessen Texte nicht gerade gelungen sind aber hier keine Rolle spielen sollen. Dieses legte er als Duplexfest 1. Klasse – im Rang also den höchsten Festen der Kirche gleichgestellt – auf den 1. Mai, wo es auch im Missale von 1962 als Fest 1. Klasse bleibt. Freilich ohne Oktav irgendeiner Art. Bis dahin hatten dort seit Urzeiten die hll. Apostel Philippus und Jakobus ihr Fest gehabt, die auf den 11. Mai verlegt wurden.
Ein letzter Überrest ist lediglich die Votivmesse vom Hl. Joseph im Anhang des Messbuches, welches das alte Formular beibehält. Damit ist es aber bloß optional an festfreien Mittwochen verwendbar. Dass das Arbeiter-Fest seinen Zweck nicht erreicht hat, kann man auch darin erkennen, dass es im Novus Ordo Missæ von Paul VI. auf den Rang eines nicht-gebotenen Gedenktages abstürzte, der niedrigsten Festklasse überhaupt. Wie schade es doch ist, dass gerade in einer Zeit, in der die Kirche allerlei Angriffen ausgesetzt ist, dieses schöne Schutzfest des hl. Joseph nicht mehr gefeiert wird, sondern bloß als Untertitel ohne liturgische Bedeutung erhalten blieb.